Eskute Pedelec zieht 30kg Anhänger
Als YouTuber in der Fahrradwohnwagen Szene (E-Bike Camping & Kajaktouren) und Verleiher von hochwertigen Pedelecs und B-Turtle Fahrradwohnwagen habe ich mich gefragt, ob es wirklich ein hochwertiges und somit auch teures Pedelec sein muss, wenn man mit einem Fahrradwohnwagen oder allgemein Fahrradanhänger unterwegs sein möchte?
Allgemein kann man natürlich auch argumentieren, dass alles möglich ist, wenn man nur will. Die Frage ist halt nur, macht es auch Spaß, oder wird es irgendwann zur Qual. Das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden!
Ich persönlich, immerhin schon 43 Jahre alt, finde es grundsätzlich deutlich angenehmer, wenn mich insbesondere bergauf oder bei Gegenwind eine motorisierte Unterstützung vor dem Absteigen und Schieben rettet, es macht einfach deutlich mehr Spaß.
Nun zum Eskute E-Bike mit Hecknabenmotor und 450 WH:
Als Teststrecke habe ich mir eine ca. 65km Tour mit 400 Höhenmetern ausgesucht.
Anstelle des Fahrradwohnwagens habe ich einen Burley Anhänger (ca. 7kg) mit Zelt und Campingzubehör + Verpflegung (ca. 10kg) gezogen.
Da ich von der theoretischen Reichweite her abgeleitet habe, dass 450WH bei meiner Kondition für 65km mit 400 Höhenmetern knapp werden könnten habe ich eine Powerstation mit 1000 WH Kapazität (10kg) sowie ein 120 Watt Solarlademodul (3,5kg) im Anhänger verstaut.
Diese zusätzlichen Wattstunden sollten definitiv reichen, um sogar die Rücktour von ebenfalls 65km mit dem Eskute über alle Berge zu fahren, ohne Schieben zu müssen.

Verwöhnt durch meine Pedelecs aus dem Verleih die 1120WH haben, dafür allerdings auch gut das 4-Fache im Vergleich zum Eskute Bike kosten, bin ich von Beginn an mit der Unterstützungsstufe 2 gefahren und war gleich sehr positiv überrascht, welche gute Beschleunigung der kleine Hecknabenmotor bietet.
Die geplante Strecke wurde von Komoot als Schwer eingestuft. Das Bike inkl. zusätzlicher Belastung durch den Anhänger konnte somit auch unter extremeren Bedingungen getestet werden.

Die Federgabel war für meine Verhältnisse recht weich eingestellt. Dies konnte ich allerdings durch einfaches Drehen am Stellrad der Gabel korrigieren und meinen Bedürfnissen anpassen.
Egal ob Kopfsteinpflaster oder Schotterwege, das Fahrverhalten war vollkommen in Ordnung.
Hier sollte ich aber unbedingt erwähnen, dass ich unter dem Sattel eine Sattelfederung montiert hatte. Der Grund dafür war jedoch, dass wegen der doch recht kleinen Rahmengröße die Sattelstütze für meine 182cm Körpergröße nicht weit genug ausgefahren werden konnte. Durch das von mir verbaute Sattelfederelement, hatte ich dann sogar noch Luft nach oben.
Nach ca. 10km an einer Steigung ist der erste Strich der Akkuanzeige erloschen. Im Vergleich zu den teuren Fahrrädern die ich sonst nutze ging das recht schnell, denn bei den anderen Bikes passiert das frühestens nach 25km vergleichbarer Strecke. Nachdem es nach der Steigung wieder bergab ging, waren plötzlich alle 5 Striche der Akkuanzeige wieder vorhanden. Dies ist wohl auf die unterschiedliche Spannung des Akkus, welche bei Belastung geringer ist als ohne Belastung, zurückzuführen. Für mich war dies nur ein Umdenken, da es bei dem gewohnten Boschsystem dieses Hin- und Herspringen des Akkustandes nicht gibt. Es kam auch vor, dass bei langen Bergen mit gut 10% durchschnittlicher Steigung nur 2 Striche in der Akkuanzeige standen und kurz darauf bei Bergabfahren wieder 4 Striche angezeigt wurden.
Bei ca. 48km Distanz und teils wirklich schwierigen Wegverhältnissen habe ich mir eine Kaffeepause gegönnt und nebenbei das E-Bike sowie auch die Powerstation über Solar nachgeladen. (Der Akku am Eskute hatte zu diesem Zeitpunkt 2 Striche, an Steigungen nur noch einen Strich angezeigt)

Nach gut 40min Ladezeit waren wieder 3 Striche vorhanden, die für die restlichen 17 km reichen sollten, dachte ich! =)
Grundsätzlich bin ich ab diesem Zeitpunkt etwas bedachter gefahren. Das heißt bergab und auch auf ebenen und gut befestigten Wegen habe ich den Akku komplett ausgeschaltet. Das Pedelec hatte keinen für mich spürbaren Nachteil gegenüber einem normalen Fahrrad aber den Vorteil, dass ich Bergauf die Motorunterstützung zuschalten konnte.
Kurz vor dem Ziel und nach einigen ordentlichen Bergen war die Akkuanzeige wieder bei 2 Strichen und bergauf 1 Strich. Nun durfte ich auch die Grenzerfahrung eines Hecknabenmotors machen, denn der letzte Berg war so steil (Radfahrer müssen wegen der extremen Steigung hier eigentlich absteigen laut Hinweisschild), dass ich nur extrem langsam und im Stehen fahren konnte. Der Motor hat hier für mich keine spürbare Unterstützung mehr geleistet, allerdings habe ich den Berg trotzdem mit größter Anstrengung ohne Absteigen geschafft. Hier hätte ich mir allerdings eine kleinere Unterstützung am Schaltwerk gewünscht oder dann wohl doch lieber einen Mittelmotor, der auch bei geringer Geschwindigkeit noch gute Unterstützung leistet.
Am Ziel angekommen, habe ich über Nacht das Eskute mit Hilfe der Powerstation vollständig aufgeladen.



Einen Tag später ging es fast dieselbe Strecke wieder zurück, nur mit weniger Höhenmeter, aber dafür mehr Gegenwind.
Da ich nun auch besser einschätzen konnte wie lange 450 WH Stunden unter welchen Voraussetzungen reichen, habe ich grundsätzlich mein Fahrverhalten etwas angepasst.
Auf ebenen Strecken entweder ohne Unterstützung oder höchstens Stufe 1 mit max. 15km/h. An Bergen waren die üblichen Stufen 2 oder 3 vollkommen ausreichend.
Mit dieser Fahrweise habe ich die gesamten 65km Strecke mit einer Akkuladung geschafft und hatte sogar noch 2 Striche auf der Akkuanzeige!
Unterwegs gab es noch ein paar kleine Pausen um auch das ein oder andere schöne Andenken-Foto zu knipsen.

Die vollständige Tour habe ich auch per Video dokumentiert, welche auf meinem YouTube Kanal:
E-Bike Camping & Kajaktouren zu finden sind!
Fazit:
Das Eskute ist definitiv ein Pedelec, bei dem das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt!
Für den Betrieb mit Anhänger würde ich hier allerdings nur bedingt den Nabenmotor empfehlen, denn dieser hat an starken Steigungen enorme Nachteile gegenüber einen Mittelmotor. 450 WH sind eher für Strecken bis 40km ratsam, wer größere Strecken fahren möchte und dies nicht unbedingt sparsam bezüglich der Unterstützung tun will, sollte eher die Variante mit mehr Akkukapazität wählen, oder einen Ersatzakku dabeihaben.
Die 30kg Anhänger Last waren überhaupt kein Problem. Auch die mechanischen Bremsen haben (nach einer gewissen Einbremszeit) einen guten Job gemacht. Hydraulische Bremsen sind natürlich besser, dann aber auch teurer. Diese wären aus meiner Sicht, bei größerer Anhängerlast als meine 30kg auch ein Muss!
Auf der Test Tour gab es keine Defekte bis auf ein spür- und hörbares Klacken im linken Pedal. Dieses habe ich mittels Kriechöl wieder wegbekommen.
Es könnte natürlich durchaus sein, dass verbaute Komponenten bei Fahrädern dieser Preisklasse auch schneller kaputt gehen, als bei hochwertigeren und teureren Komponenten, aber dies sollte jedem bewusst sein!
Grundsätzlich sehe ich das Eskute als gutes Einsteiger-Pedelec für Menschen, die ein gutes Preisleistungsverhältnis im niedrigem Preissektor suchen. Das Eskute ist für Gelegenheitsfahrer aber auch Teenager eine gute Wahl.
Als Testperson hatte ich hierzu einen Nachbarsjungen (13Jahre alt) mit dem Bike fahren lassen. Dieser war unübersehbar begeistert und hat gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd. Nach seiner Aussage, ist er noch kein cooleres Fahrrad gefahren. Es war allerdings auch sein erstes richtiges Pedelec.
Wer viel und regelmäßig unter schwierigen Bedingungen fährt, sollte dennoch lieber etwas tiefer in den Geldbeutel greifen, den Mittelmotor und mehr Akkukapazität wählen!
Ungeeignet ist das Fahrrad für besonders große Menschen! Für mich, mit 182cm Körpergröße, ist es sehr grenzwertig! Allerdings ist mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt, ob es auch weiter Rahmengrößen gibt.